Tag Archives: Wertabspaltungskritik

The Commodity and Its Other

Abstract

This article seeks to explore the depths of a Marxian critique of the commodity, building on both older and newer discussions. The starting point of this inquiry is the empirical status quo of ‘postmodern capitalism’, which is often interpreted in a culturalistic way, criticizing its consumerist, imaginary appearance. Against this, a renewed reading of Marx’s own writings is upheld. Further elaborating on this, the respective neo-Marxist accounts of the Frankfurt School and the Situationists are discussed, pointing to their common omission of the dimension of the commodity’s Other. It is argued that these errors can only be corrected with reference to feminist conceptions, which likewise do not offer solutions, but help to understand the deeper contradictoriness of the capitalist totality. Conclusively, the ‘value diremption’ (Wert-Abspaltung) is propounded as a contemporary (German) materialist and negative dialectical approach, which might help to elucidate the problematic.

(Elmar Flatschart)

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Ein Apostelbrief zwischen Szientismus und Historismus

Zur kritischen Aufarbeitung der „Marxismus-Mystizismus“-Debatte zwischen Ingo Elbe und den „marxistischen Theologen“

 

Dieser Text hat zwei Ziele. Erstens stellt er eine nachträgliche Intervention in eine bestehende Debatte dar, die im Wesentlichen zwischen Ingo Elbe, einem Vertreter der sog. „Neuen Marxlektüre“ und einigen „antideutschen“ Autoren um die Zeitschrift „Prodomo“ geführt wurde. In dieser Auseinandersetzung geht es um den Status kritischer Theorie zwischen formaler Erkenntnisweise und negativ-spekulativem Moment. In beiderlei Hinsicht ist ein Anschluss an die Frankfurter Schule möglich und wird auch von den Proponenten hochgehalten, in der Debatte erweist sich jedoch, dass diese Bezugnahme sehr unterschiedliche, ja in vielerlei Hinsicht gegensätzliche Resultate liefern kann. Elmar Flatschart möchte nun zeigen, dass beide von den jeweiligen Seiten vorgebrachten Diffamierungen, jene der emanzipatorisch leeren „akademischen Erbsenzählerei“ (gegen Elbe) und der eines quasi-religiöse Züge annehmenden „marxistischen Mystizismus“ (gegen die Prodomo-Fraktion) in gewisser Weise Berechtigung haben, in mancherlei Hinsicht aber auch falsch sind. Zwischen diesen beiden Seiten eine dritte Position zu suchen, ist nun auch der Anspruch des Autors und kann als zweites, eigenständiges, über der reinen Auseinandersetzung mit der geführten Debatte stehendes Ziel betrachtet werden. Es geht dabei um nichts weniger als die (Selbst-)Legitimation kritischer Theorie und somit auch der wert-abspaltungskritischen Theoriebildung als genuin negativ-dialektischem Zugang und eigenständiger Position zwischen „Wissenschaft“ und „(historischem) Standpunkt“. Diesbezüglich wird im Artikel die Ansicht entwickelt, dass kritische Theorie an wissenschaftliche Methode anschlussfähig und in mancher Weise oft auch auf ihre formalen Erkenntnismodi angewiesen ist, jedoch über jene hinausgeht und ein spezifisch-historisches und materialistisches spekulatives Moment inkorporiert, das sich wissenschaftlicher Formalisierung sperrt und den dialektischen Kern nicht nur der Theorie, sondern auch der „realabstrakten“ Verhältnisse des warenproduzierenden Patriarchats ausmacht.

(Elmar Flatschart)

PDF-Version des in EXIT 10 publizierten Artikels (pp. 62-112) hier: Flatschart_Apostelbrief

2012/13 Lesekreis: Robert Kurz' „Geld ohne Wert“

KurzLesekreis

Robert Kurz legt mit seinem posthum erschienen Werk „Geld ohne Wert“ programmatische „Grundrisse zu einer Transformation der Kritik der Politischen Ökonomie“ vor, die in vieler Hinsicht von Interesse sind. Einerseits für all jene, die sich einer fetischkritischen Marxlektüre im weiteren und der wertabspaltungskritischen Theoriebildung im engeren Sinne verpflichtet fühlen. Ihnen wird eine Aufarbeitung zahlreicher theoretischer Desiderate geboten, die im Kontext der breitenwirksameren Publizistik Kurz‘ bzw. von kürzeren, themenspezifischen Artikeln nicht möglich war. Zentrale Diskussionspunkte sind etwa das Verhältnis zur neuen Marxlektüre, die Substanzproblematik im Kontext der Krisentheorie, der „realabstrakte“ Charakter des Geldes und die ihn umgebenden Mystifkationen und nicht zuletzt auch die Neukartierung des Verhältnisses von „logischer“ und „historischer“ Lesart des Kapitals vor dem Hintergrund der wertabspaltungskritischen Theoriebildung. Doch auch all jene, die nicht unmittelbar mit der wertabspaltungskritischen Tradition sympathisieren, finden in „Geld ohne Wert“ zahlreiche innovative Verhandlungen bekannter und umstrittener Topoi der Kritik der Politischen Ökonomie, wie etwa dem Problem der „Produktion des relativen Mehrwerts“, des „tendenziellen Falls der Profitrate“, der Relevanz einer Geldware für das Funktionieren des Kapitalismus und dem Status der Marxschen Krisentheorie. Zu guter Letzt wird eine streitbare, aber in vieler Hinsicht Stoff für Diskussionen bietende, geschichtsphilosophische These über den Status und die Genese „vormoderner Fetischverhältnisse“ und der Rolle des Geldes in ihnen (weiter-)entwickelt. Auch wenn jene Passagen wohl teils unabhängig von der Kritik der Politischen Ökonomie (des Kapitalismus) gelesen werden können, wird sich an vielen Stellen die struktive Bedeutung der Untersuchung vormoderner Sachverhalte für das Verständnis des herrschenden Systems erweisen und in dieser spezifischen Art der nicht mehr rein „ökonomisch“ fassbare Gehalt ökonomiekritischer Überlegungen im Kontext einer breiteren Gesellschaftskritik erschlossen werden.

Diese und viele weitere Punkte sollen im Lesekreis intensiv an Hand des Textmaterials diskutiert werden. Das Format zielt auf ein bereits versiertes Publikum ab, dem die Grundbegriffe der Kritik der Politischen Ökonomie nicht neu sind. Methodisch wird (abgesehen von der Lektüre der jeweils ausgemachten Textabschnitte) ein modus operandi angestrebt, bei dem jeweils einE TeilnehmerIn den für die Einheit gelesenen Teil umfassender aufbereitet und im Falle einer stockenden oder themenfremden Diskussionsentwicklung leitenden eingreift. Unabhängig von der Frequenz (einwöchig, zweiwöchig), die noch zu vereinbaren ist, sollten alle Beteiligten ein möglichst klares Commitment zur Teilnahme an den Tage legen, da eine kontinuierliche Bearbeitung gerade angesichts der anspruchsvollen Materie besonders geboten erscheint.

Wann?      jeden zweiten Montag, 1900h. Erster Termin am 8.10. 2012 (next: 22.10.)

Wo?           Theoriebüro. Pfeilgasse 33, 1080 Wien (Durchgang „Schenke“)

Scholz, Roswitha (2005) "Die Theorie der geschlechtlichen Abspaltung und die Kritische Theorie Adornos"

„In den 90er Jahren dominierten im akademischen Feminismus poststrukturalistische Theorien. Marxistische Ansätze waren im Gegensatz zu den 70er und 80er Jahren marginalisiert. Statt nach einem neuen Totalitätsverständnis zu suchen, das neuere Entwicklungen wie den Niedergang des realexistierenden Sozialismus zu erklären imstande wäre, wandte man sich kulturalistischen Konzeptionen zu. Mittlerweile hat sich die Situation jedoch wieder geändert. Mit einer weiteren Zuspitzung der ökonomischen Lage und einer immer stärker hervortretenden „sozialen Frage“ stieg auch das Interesse an einer Kritik der „politischen Ökonomie“ wieder an. Damit allerdings geraten Sexismus, aber auch Rassismus, wieder einmal in Gefahr, zu „Nebenwidersprüchen“ zu verkommen.

Im folgenden möchte ich einige zentrale Momente der Wert-Abspaltungstheorie vorstellen, die ich im zeitgeistigen Kontext der kulturalistischen 90er Jahre als Gegenkonzept entwickelt habe. Diese Theorie knüpft einerseits an die jüngere wertkritische Weiterentwicklung der Marxschen Theorie an und andererseits an die Kritische Theorie Adornos. Adorno hat meines Erachtens vielerlei Ansatzpunkte für eine Kritik des Androzentrismus geliefert, die modifiziert und auf der Höhe der Zeit aufgegriffen werden müssen. Im folgenden soll es deshalb vor allem um den Zusammenhang von Wert-Abspaltungstheorie und Adornos Kritischer Theorie gehen. Freilich kann ich dabei bloß einige ausgewählte Aspekte aufzeigen. Gerade die Kritische Theorie Adornos läßt sich nicht auf 10 Seiten erledigen; er selbst hat auch einmal in Anlehnung an Hegel festgestellt, daß sich eine dialektische Theorie nicht „auf einen Spruch“ bringen läßt.

In meinen Ausführungen soll dabei die grundlegende Bedeutung des Geschlechterverhältnisses im warenproduzierenden Patriarchat deutlich werden. Das Geschlechterverhältnis kann auf keinen Fall zum Nebenwiderspruch degradiert werden, wie es in traditionellen Theorien (auch des Marxismus) weitgehend üblich war. Vielmehr handelt es sich bei der von mir behaupteten Wert-Abspaltung um ein zentrales Formprinzip kapitalistisch-patriarchaler Vergesellschaftung. Was darunter zu verstehen ist, möchte ich erst einmal kurz skizzieren, um sodann auf den Zusammenhang mit der Kritischen Theorie Adornos etwas genauer einzugehen. Vorausschickend möchte ich noch sagen, daß ich auf Unterschiede zu anderen feministischen Theorien in Deutschland, die ebenfalls an Adorno anschließen, nur am Rande eingehen kann.“ (Quelle: s.u.)

Scholz, Roswitha (2005) „„, in: Exit-Online

2010/11 Lesekreis: Zwischen feministischer und Marxscher Theorie. Perspektiven einer materialistischen Kritik der Geschlechterverhältnisse

Was? Warum?

Im Lesekreis soll es um eine Wiederaneignung theoretischer Essentials eines Strangs kritischer marxofeministischer Theoriebildung gehen. Die Anfänge der Auseinandersetzung liegen in den 1970er Jahren, sie wurde in den 1980ern verstärkt aufgegriffen, später allerdings nur ganz sporadisch vorangetrieben.
Nach dem „postmodern turn“ wurden viele der damaligen Debatten abgebrochen und ein bereits erreichter gesellschaftstheoretischer Erkenntnisstand erodierte mehr und mehr. Wir möchten dieses Wissen ausgraben und sehen, was sich davon heute (noch) verwenden lässt.
Es geht um die Haltbarkeit von „Großtheorie“, die versuchen feministische und marxistische Ansätze integral zu kombinieren, d.h. Fragen nach der Geschlechterordnung und der Warenproduktion nicht nur „additiv“ im Sinne einer eklektizistischen oder „intersektionalen“ Herangehensweise zusammendenkt, sondern auf die gesellschaftliche Totalität abzielt und aus ihr heraus Momente wie Wert, Arbeit, Geschlechterdichotomie, patriarchale Herrschaft, moderne Subjektform, Ideologie oder auch (gesellschaftliches) Unbewusstes erklärt.
Derartige Ansätze die „aufs Ganze“ gehen sind bekanntlich rar geworden. Um sie zu verstehen reicht es oft nicht aus, die (wenigen) aktuellen Texte zu lesen, es bedarf einer sukzessiven Aufrollung zentraler Etappen ihrer Entstehungsgeschichte. Diese Genealogie der Kritik am warenproduzierenden Patriarchat steht aber auch für sich, denn sie verbreitert das Wissen über eine immer schon marginalisierte und heute fast vergessene Tradition geschlechterkritischer Gesellschaftstheorie.

Wann? Wo?

· Jeden Donnerstag, während Uniferien oder Feiertagen nach Vereinbarung
· Im Theoriebüro (Schenke, Pfeilgasse 33, 1080, Wien)

Formales

Der Lesekreis richtet sich an Menschen, die schon etwas mit Theoriearbeit vertraut sind. Vorkenntnisse zum spezifischen Thema sind natürlich nicht nötig, aber absolute Basics der feministischen und/oder marxistischen Debatte sind von Vorteil. Ganz allgemein sollten TeilnehmerInnen eine gewisse Erfahrung im Umgang mit (wissenschaftlichen) Texten mitbringen, denn angestrebt wird, für einen Text nicht mehr als 1-2 Einheiten zu verwenden. Es wird also einiges zu lesen geben, pro Woche im Schnitt 30 Seiten. Nachdem die Textstruktur aufeinander aufbaut macht eine Teilnahme nur Sinn, wenn du wenigstens den Großteil der Termine wahrnehmen kannst. Wir möchten uns nach Möglichkeit einmal pro Woche (exklusive Uni-Ferien u.ä.) treffen, um mit dem Programm so halbwegs durchzukommen.
Bezüglich des Ablaufs des Lesekreises können wir uns noch verständigen. Bewährt hat es sich aber, dass jeweils eine Person den Text (gründlicher) vorbereitet und so die Diskussion moderiert.
Falls die Gruppe zu groß wird (absolutes Maximum 10 Personen) bestünde auch die Möglichkeit zwei Lesekreise zum selben Thema zu machen.
Die Texte werden in einem gebundenen Reader bei Facultas im NIG aufliegen (Kosten: 15-20€) und werden teilweise auch eingescannt zur Verfügung stehen.

Gliederung

I Kritik der fehlenden Rezeption feministischer Theorie in der „Wertkritik“

II Abstoßungspunkt in der feministischen Theorie: Die Hausarbeitsdebatte

1. Die zwei Stränge der Hausarbeitsdebatte
2. Die Debatte zwischen Kontos/Walser und Bock/Duden
3. Die Prokla Debatte zwischen Ursula Beer und Claudia v Werlhof
4. Anknüpfungs und Abstoßungspunkte bei Kornelia Hauser und Frigga Haug
III Werttheoretische Alternativen zum Standpunkt der Hausarbeitsdebatte

1. Die Neubestimmung von Gebrauchswert und Konsumtion bei Robert Kurz

a) Gebrauchswertfetischismus bei Kornelia Hafner
b) Die wertabspaltungkritische Wendung bei Kurz: Geschlechterfetischismus

2. Anknüpfungspunkte auf Grundlage dieser Neubestimmung

a) Dorothea Meys „Die Liebe und das Geld“
b) Helga Grubitzsch „Frauen und Konsumgesetze“
IV Feministische Vernunftkritik / Kritik der Frankfurter Schule

1. Symbolische Ordnung und Gewalt bei Helga Geyer-Ryan
2. Die Hegel Kritik von Genevieve Lloyd und Heidemarie Bennent
3. Feministische Kritiken an Horkheimer und Adorno

a) Der fehlende Patriarchatsbegriff (Christine Kulke)
b) Das fehlende Verständnis von Gender (Irmgard Schultz)
c) Die unzureichende Fassung der Natur/Kultur Dialektik (Elvira Scheich)

V Das „gesellschaftliche Unbewußte“ und Subjektkritik

1. Roswitha Scholz Kritik an der Bestimmung der Kategorie bei Regina Becker Schmidt
2. Mögliche Weiterentewicklung der Kategorie durch Rekurs auf Cornelia Ott
3. Hildegard Heise: Subjekt, Patriarchat und kapitalistische Produktionsweise

Inhalt

(I)
Den Einstieg in den Lesekreis macht eine von Roswitha Scholz vorgebrachte Kritik an androzentrischer Theoriebildung im „eigenen Haus“: der „alten“ Wertkritik wird ihre Auslassung patriarchaler Herrschaft vorgeworfen. Gleichzeitig liegt in dieser Kritik aber auch eine gesellschaftstheoretische Erweiterung begründet, die nicht nur auf die wertkritische Gesellschaftskritik aufbaut, sondern gleichermaßen aus
feministischen Theorien hervorgeht.

(II)
Besonders relevant und bekannt ist hier eine Debatte, die sich um ein wesentliches politisches und theoretisches Kampffeld der (zweiten) Frauenbewegung dreht, der Hausarbeit. Ausgehend von der Erkenntnis, dass Frauen zahlreiche Dienste im „Privaten“ unentgeltlich leisten, stellt sich aus gesellschaftstheoretischer Perspektive die Frage nach der Einordnung dieser Tätigkeiten. Ist Hausarbeit „Wert-schaffend“ oder nicht? Ist sie ein „vormodernes Relikt“, das „neben“ dem Kapitalismus steht, oder ist der Kapitalismus selbst patriarchal und die Hausarbeit insofern funktional? Wie verhält sich die Sphäre der „versteckten Ökonomie“ zu Wert, Lohnarbeit und Kapital? Wie treffen hier normative und
analytische Momente zusammen bzw. behindern sich gegenseitig?

(III)
Im nächsten Teil kommen jene Positionen zu Wort, die gegenüber der Hausarbeitsdebatte als solcher kritisch eingestellt sind, da sie einen anderen/weiter gefassten Wertbegriff haben. Insbesondere geht es dabei um die Essentialisierung des Gebrauchswerts bzw. dessen Kritik. Von einigen Positionen wurde Hausarbeit u.a. mit Konsum in Verbindung gebracht und als individuelle (anstatt produktive) Konsumption betrachtet. Kritik daran versuchte Tauschwert/Arbeit und Gebrauchswert/Hausarbeit dialektisch zu vermitteln und in ihrer gegensätzlichen Funktionalität auszuweisen, wobei die Seiten von ihrer normativen Aufladung befreit werden. Ausgehend davon zwingt sich allerdings eine Neuauseinandersetzung mit dem normativen Telos von Kritik auf, wobei weit über das ökonomische hinaus symbolische und subjektkritische Momente relevant werden.
(IV)
Im nächsten Teil wird es folglich um die Kritik von Vernunft und Aufklärung gehen, wobei die Kritische Theorie Frankfurter Schule ein wichtiger Referenzpunkt ist. Feministische Autorinnen haben einerseits die Aufklärung bzw. ihre androzentrischen Auslassungen kritisiert, oder sich, vermittels einer Ausweisung der Mängel der Frankfurter Schule, einer erweiterten Kritischen Theorie zugewandt, die produktiv an die alten Theorien (u.a. Dialektik der Aufklärung) anschließt. Bei alledem spielt die Frage nach dem (bürgerlichen) Subjekt, seiner Vergeschlechtlichung und der damit einhergehenden patriarchalen Grundgestalt der modernen Gesellschaft bereits eine große Rolle.
(V)
Im letzten Abschnitt werden Fragmente eines gesellschaftlichen Unbewussten, psychoanalytischer Gesellschaftsinterpretationen sowie von Sexualität und Macht behandelt, wobei u.a. auch Foucuault zu seinem Recht kommt. Kritisiert werden in diesem Zug auch Ansätze, die zwar die „Metastruktur“ des warenproduzierenden Patriarchats gut erschließen, jedoch die Subjekt- und Vernunftkritik außen vor lassen (Hildegard Heise). Schlussendlich soll auch ein Text von Roswitha Scholz gelesen werden, wobei es um eine abschließende Einschätzung ihrer „integrativen Leistung“ hinsichtlich des zuvor gelesenen gehen könnte.

Literatur

Zu I:
1. Roswitha Scholz: Der Wert ist der Mann. In Krisis 12 (1992)
Zu II:
2. Gabriele Dietrich: Die unvollendete Aufgabe einer marxistischen Fassung der Frauenfrage. In: Projekt sozialistischer
Feminismus (Hg.): Geschlechterverhältnisse und Frauenpolitik. Berlin 1984 (AS 110)
3. Gisela Bock/Barbara Duden: Arbeit aus Liebe-Liebe als Arbeit. Zur Entstehung der Hausarbeit im Kapitalismus.
In Gruppe Berliner Dozentinnen (Hg.): Beiträge zur Berliner Sommeruniversität. Berlin 1976
4. Irmgard Schultz: Der erregende Mythos vom Geld. Über Zeit, Geld und Geschlecht im Ökologiezeitalter.
Frankfurt 1994, Kapitel 1 (Debatte zwischen Bock/Duden und Walser/Kontos)
5. Ursula Beer: Marx auf die Füße gestellt?. Zum theoretischen Entwurf von Claudia v. Werlhof. In: Prokla 50
(1983)
6. Claudia v Werlhof: Lohn ist ein „Wert“. Leben nicht? Auseinandersetzung mit einer „linken Frau“. Replik
auf Ursula Beer. In: Prokla 50 (1983)
7. Frigga Haug/Kornelia Hauser: Geschlechterverhaltnisse. Zur internationalen Debatte um Marxismus/
Feminismus. In: Projekt sozialistischer Feminismus, a. a. O
8. Frigga Haug/Kornelia Hauser: Marxismus/Feminismus. In Knapp/Wetterer (Hg.): TraditionenBrüche. Entwicklungen
feministischer Theorie. Freiburg 1992
9. Kornelia Hauser: Strukturwandel des Privaten? Das „Geheimnis des Weibes“ als Vergesellschaftungsrätsel.
Berlin 1987
Zu III:
10. Kornelia Hafner: Gebrauchswertfetischismus. In: Behrens (Hg.): Gesellschaft und Erkenntnis. Freiburg
1993
11. Robert Kurz: Geschlechterfetischismus. In Krisis 12 (1992)
12. Dorothea Mey: Die Liebe und das Geld. Weinheim/Basel 1987
13. Helga Grubitzsch: Konsumarbeiterinnen und Lockvögel. Frauen in der kapitalistischen Konsumtion. In:
Beiträge zu feministischen Theorie und Praxis 15/16 (1985)
Zu IV:
14. Helga Geyer Ryan: Zur Geschichte des weiblichen Vernunftverbots. In: Kulke/Scheich (Hg.): Zwielicht der
Vernunft. Die Dialektik der Aufklärung aus der Sicht von Frauen. Pfaffenweiler 1992
15. Genevieve Lloyd: Das Patriarchat der Vernunft: Männlich und weiblich in der westlichen Philosophie. Bielefeld
1985
16. Heidemarie Bennent: Galanterie und Verachtung. Eine philosophiegeschichtliche Untersuchung zur Stellung
der Frau in Gesellschaft und Kultur. Frankfurt/New York 1985
17. Christine Kulke: Die Logik patriarchaler Vernunftkritik. . Ein weiblicher Zugriff auf die Dialektik der Aufklärung.
In: Deuber-Mankowsky u. a. (Hg.) 1789/1989: Die Revolution hat nicht stattgefunden. Tübingen
1989
18. Irmgard Schultz: Julie & Juliette und die Nachtseite der Geschichte Europas. Naturwissen, Aufklärung und
pathetische Projektion in der „Dialektik der Aufklärung“ von Horkheimer und Adorno. In: Kulke/Scheich a.
a. O. (siehe auch Kapitel 3 im erregenden Mythos vom Geld)
19. Elvira Scheich: Denkverbote über Frau und Natur. In: Kulke (Hg.): Rationalität und sinnliche Vernunft.
Frauen in der patriarchalen Realität. Berlin 1988
Zu V:
20. Roswitha Scholz: Das Geschlecht des Kapitalismus. Feministische Theorien und die postmoderne Metamorphose
des Patriarchats. Bad Honnef 2000
21. Cornelia Ott: Die Spur der Lüste. Sexualität, Geschlecht und Macht. Opladen 1998
Zu VI:
22. Hildegard Heise: Flucht vor der Widersprüchlichkeit. Kapitalistische Produktionsweise und Geschlechterbeziehung:
Frankfurt/New York 1986
23. Hildegard Heise: Rationalität und Rationalisierung: Dominante Formen der bürgerlichen Gesellschaft? In:
Kulke/Scheich a. a. O

20.01.-22.01.2011 – Veranstaltung: Krise und Krisentheorie

Veranstaltungshinweis

Vortragsreihe: Krise und Krisentheorie

 

VORTRAGSMITSCHNITTE

Vortrag von Robert Kurz als MP3
Robert-Kurz_Kapitalismus-in-der-Krise.Geschichte-und-aktuelle-Verlaufsformen.mp3

Vortrag von Roswitha Scholz als MP3
Roswitha-Scholz_Krise-und-Geschlecht.Zum-Abstraktionsverbot-im-Feminismus.mp3

Vortrag von Claus Peter Ortlieb als MP3
Claus-Peter-Ortlieb_Systemische-Ursachen-der-aktuellen Krise.mp3
Folien zum Vortrag

 


20.1.2011
Kapitalismus in der Krise. Geschichte und aktuelle Verlaufsformen
(Robert Kurz)

Krise und Geschlecht. Zum Abstraktionsverbot im Feminismus
(Roswitha Scholz)

Robert Kurz wird in seinem Vortrag die Verlaufsform der aktuellen Krise nachzeichnen und auf die historische Entwicklung und Zuspitzung der dem Kapitalismus eigenen Krisenhaftigkeit eingehen. Anhand von Beispielen wird die tatsächliche Dimension der Krise verdeutlicht und im Kontext eines konsistenten theoretischen Erklärungszusammenhangs begründet, der wegführt von bloßen „Krisenphänomenen“ und systemische Ursachen in denVordergrund stellt.

Im Vortrag von Roswitha Scholz geht es um theoretische Auseinandersetzung die im weiteren Zusammenhang der Krise zu verorten ist. Feministische Theorien werden auf einer grundlegenden Ebene hinsichtlich ihrer epistemologischen und inhaltlich Aussagekraft befragt. Dabei wird ein wesentliches Defizit vieler feministischer Ansätze ausgemacht, das sich gerade auch in der (ungenügenden) Erklärungsfähigkeit der Krise zeigt, nämlich das Verbot der gesellschaftstheoretischen Abstraktion.

TU Wien Freihaus
Hörsaal 6, 2. Stock, grüner Bereich, Wiedner Hauptstr. 8, 1040 Wien
Beginn: 17:30h


 

21.1.2011
Systemische Ursachen der aktuellen Krise (Claus Peter Ortlieb)

Claus Peter Ortlieb beschäftigt sich – anschließend an die Ausführungen von Robert Kurz – mit allgemeineren Erklärungsmodellen der Krise. In dieser Hinsicht interessieren weniger die empirischen (Einzel-)Ereignisse, es geht um eine Theorie des „idealen Durchschnitts“ der Krise des Kapitalismus. Im Rekurs auf die Kritik der Politischen Ökonomie und durch die Entmystifizierung volkswirtschaftlicher Tatbestände wird ein fundiertes Bild einer komplexen und über die aktuellen Verlaufsformen hinausgehenden Krisentheorie gezeichnet.

Österreichische Akademie der Wissenschaften, Theatersaal
Sonnenfelsgasse 19, 1.Stock, 1010 Wien
Beginn: 18:00h

 

22.1.2011
Workshop „Krise, Krisentheorie und Praxis“ (mit allen ReferentInnen)

Nachdem die bisherigen Veranstaltungen eher als frontale Vorträge konzipiert waren, soll am Samstag die Möglichkeit geboten werden, Aspekte der Krise und Krisentheorie in einer gemütlicheren und offenen Atmosphäre gemeinsam zu diskutieren. Neben thematischen Inputs und der Vertiefung des Vortragsstoffes können dabei auch konkretere Fragen an die ReferentInnen gestellt werden, etwa hinsichtlich der Möglichkeiten und Einschränkungen emanzipatorischer Praxis in und zur Krise.

Schenke
Pfeilgasse 33, 1080 Wien
Beginn: 15:00h

 

Zu den Vortragenden

Robert Kurz (Jg. ´43) ist gesellschaftskritischer Publizist und Theoretiker in Nürnberg. Bekannt wurde er durch das auflagenstarke „Schwarzbuch Kapitalismus“, sowie zahlreiche Publikationen zu ökonomischen Krisen. Er geht dabei von einer „inneren Schranke“ kapitalistischer Entwicklung aus und weist diese akribisch und leicht verständlich an Hand aktueller Entwicklungen nach.
2011 erscheinen zwei neue Bücher zur Krise (Tote Arbeit. Die Substanz des Kapitals und die Krisentheorie von Karl Marx, Weltmacht und Weltkrise. Die Grenzen des Kapitalismus).

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Schwarzbuch Kapitalismus. Ein Abgesang auf die Marktwirtschaft, 1999.
  • Das Weltkapital. Globalisierung und innere Schranken des modernen warenproduzierenden Systems, 2005.
  • Weltmacht und Weltkrise. Die Grenzen des Kapitalismus, 2011.

 

Roswitha Scholz (Jg. ´59) ist gesellschafts- und geschlechterkritische Publizistin und Buchautorin in Nürnberg. Ihr einflussreichster Beitrag zur gesellschaftskritischen Debatte ist die „Wert-Abspaltungstheorie“. In diesem Ansatz verbindet sie ökonomische und feministische Überlegungen  – sowohl theoretisch-abstrakt als auch an Hand konkreter Widersprüche und Beispiele.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Das Geschlecht des Kapitalismus. Feministische Theorie und die postmoderne Metamorphose des Patriarchats, 2000.
  • Differenzen der Krise – Krise der Differenzen. Die neue Gesellschaftskritik im globalen Zeitalter und der Zusammenhang von „Rasse“, Klasse, Geschlecht und postmoderner Individualisierung, 2005.
  • Maria breit den Mantel aus. Produktion und Reproduktion in der Krise des Kapitalismus, in Phase 2, Nr. 36, 2010.

 

Claus Peter Ortlieb (Jg. ´47) ist Professor am Fachbereich Mathematik der Universität Hamburg und Redakteur der Zeitschrift EXIT! Krise und Kritik der Warengesellschaft. Bekannt ist Ortlieb vor allem durch seine kritische Auseinandersetzung mit mathematischer Modellbildung in den Volkswirtschaften (siehe z.B. sein Interview „Ökonomie ist eigentlich keine Wissenschaft.“ in der FAZ, ).

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Markt-Märchen. Zur Kritik der neoklassischen akademischen Volkswirtschaftslehre und ihres Gebrauchs mathematischer Modelle, 2004.
  • Ökonomie ist eigentlich keine Wissenschaft. Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, 2010.
  • Die verlorenen Unschuld der Produktivität, 2010.

 

Zahlreiche Texte der Vortragenden gibts es auf

 

Hier gibts den

 

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28.02.2011, theorie:laden
Umsonstökonomie – denkbar & machbar

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