2012 Lesekreis: Krise (aka "Was hat die Krise mit mir zu tun?")

Die Krise ist in aller Munde. Die (radikale) Linke scheint sie jedoch eher
widerwillig zu registrieren, als ernsthaft zu analysieren. Während
reformistische Kräfte wie ATTAC schnell eine Antwort haben und das
Finanzkapital dämonisieren, kommt von radikaleren Kräften höchstens der
obligatorische ideologiekritische Reflex, dass dies ja strukturell
antisemitisch sei. So sehr dies auch manchmal stimmen mag, ist damit alleine
noch nichts verstanden. Wer sich nicht eingehender mit den Ursachen und
Konsequenzen der Krise auseinandersetzt, droht die gesellschaftskritische
Bodenhaftung zu verlieren und hat damit auch keine bessere Erklärung als
ATTAC und Co bereit. Letztlich sind auch die aktuellen ideologischen
Verarbeitungsformen nur dann durchschaubar, wenn ihr „Zeitkern“ erschlossen
wird.

Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Krisenerscheinungen ist
deshalb mehr als theoretisches Beckenrandschwimmen. Sie sollte auch für
politisch Aktive aller Couleur zur Pflichtübung werden, wenn sie nicht
Gefahr laufen wollen, an der Realität vorbeizutreiben. Wichtig ist es dabei,
festzuhalten, dass „Krise“ nicht gleichzusetzen ist mit „ökonomischer
Krise“. Das, was wir heute als „Wirtschaftskrise“ vorgesetzt bekommen, ist
nur die – wenn auch gewichtige – Spitze eines Eisbergs. In der Krise ist
(zumindest) eine Gesellschaftsformation und somit sind – mittelbar – auch
Aspekte wie Politik, Kultur, Psyche und Natur betroffen. Dies wollen wir in
der Gestaltung unseres Programms jedenfalls berücksichtigen.

Der Lesekreis zur Krise soll erste Einstiege in das Thema ermöglichen und
damit auch jene ansprechen, deren Fokus nicht nur die Theoriearbeit ist. Wir
haben deshalb dieses Semester auch bewusst darauf verzichtet ein „fixes
Programm“ auszuarbeiten. So möchten wir die Auswahl der Texte möglichst an
den Wissensstand und die Interessen der Teilnehmer_Innen anpassen.

KrisenPlakatLesekreis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der erste Termin findet am 22.3. um 19 Uhr im Theoriebüro (Pfeilgasse 33,
1080 Wien) statt und wird dann wöchentlich fortgesetzt (Flyer1, Flyer2 mit Text ).
Auf Grund der loseren Struktur kann es diesmal auch Sinn machen, zwischendurch
vorbei zu schauen. Nachfragen unter theoriebuero[at]lnxnt.org lohnt!