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Nieder mit der Realität! Plädoyer für eine empirische Politikforschung

Immer noch zeigt sich im Studium der Politikwissenschaft eine große Gleichgültigkeit gegenüber den Voraussetzungen des wissenschaftlichen Forschens. Methoden werden auswendig gelernt und dann so gut es eben geht in eine Arbeit zwischen theoretischen und praktischen Teil gezwängt. Was heute zur Glaubensfrage hochgespielt wird – qualitative oder quantitative Methoden – stellte sich für die Politikwissenschaft lange gar nicht, da sie sich nicht als empirisch arbeitende Disziplin verstand. Politikwissenschaft war philosophische Reflexion über Politikfragen oder rechtswissenschaftliche Staatslehre – „bewährte hermeneutischgeisteswissenschaftliche Forschung, die schriftliche Primär- und Sekundärquellen aller Art anhand von persönlichem Hintergrundwissen auswertet.“ (Flick et. al. 1995: 54)

Zwischen der Front positivistischquantitativer Forschung gegen geistes- und rechtswissenschaftliche Hermeneutik war für qualitative Ansätze wenig Platz. Aber trotz der gewachsenen Akzeptanz für qualitative Ansätze heute, wird ihr kritisches Potential bestenfalls hingenommen, anstatt sich über ihren Gebrauch Gedanken zu machen. Woran aber die Politik-Forschung (immer noch!) ganz grundsätzlich krankt, sind zwei fundamentale Irrtümer. Der eine Irrtum liegt darin, anzunehmen, dass es eine widerspruchsfreie und im Grunde unveränderbare Realität gäbe. Der zweite, dass diese Realität erkennbar und analysierbar sei. Das Betreiben der Forschung besteht somit darin, Hypothesen mithilfe aller Arten von Methoden an einer – für wahr und konsistent angenommenen – Wirklichkeit zu prüfen. Ein solches Vorgehen befindet sich, vom heutigen Stand der Philosophie aus gesehen, in einer vergangenen Epoche. Was einer solchen These vorangeht, ist die von Kant aufgeworfene Differenz zwischen der Erfahrung der Dinge und den Dingen an sich. Wie mit dieser Differenz umgehen? Wenn die zu erkennende Wirklichkeit immer nur eine Wirklichkeit für uns sein kann, welchen Sinn hat es dann noch, Wissenschaft zu betreiben?

Nietzsche ist womöglich der erste, der dafür plädiert, diese Differenz einfach auf sich beruhen zu lassen. Im 16. Aphorismus von Menschliches, Allzumenschliches – „Erscheinung und Ding an sich“ – gibt Nietzsche einige Reaktionsweisen auf dieses Dilemma. Sich auf eine „schauerlich geheimnisvolle Weise zum Aufgeben unseres Intellects“ [sic] (Nietzsche 1999: 37) gedrängt zu fühlen, sich in das Unerkennbare zu stürzen und selbst wesenhaft zu werden – der dionysische Rausch – ist die eine Option. Eine andere wäre, „anstatt den Intellect als Schuldigen anzuklagen, das Wesen der Dinge als Ursache dieses thatsächlichen, sehr unheimlichen Weltcharakters anzuschuldigen“ [sic] (ebd.). Die Reaktion, für die Nietzsche nun plädiert (nicht dass er die anderen Optionen nicht ausprobiert hätte), ist sich mit der Welt als Resultat aus einer Menge an Irrtümern und Phantasien abzufinden. „Von dieser Welt der Vorstellung vermag uns die strenge Wissenschaft thatsächlich nur in geringem Maasse zu lösen – wie es auch gar nicht zu wünschen ist –, insofern sie die Gewalt uralter Gewohnheiten der Empfindung nicht wesentlich zu brechen vermag: aber sie kann die Geschichte der Entstehung jener Welt als Vorstellung ganz allmählich und schrittweise aufhellen – und uns wenigstens für Augenblicke über den ganzen Vorgang hinausheben. Vielleicht erkennen wir dann, dass das Ding an sich eines homerischen Gelächters werth ist: dass es so viel, ja Alles schien und eigentlich leer, nämlich bedeutungsleer ist.“ [sic] (ebd.)

Die Frage nach den Dingen-an-sich auf sich beruhen zu lassen, bedeutet, nun die Unbekümmertheit gefunden zu haben, die es braucht, um zu analysieren. Erst die Verabschiedung von jeder metaphysischen Norm und allen Unveränderlichkeiten ermöglicht es, die Dinge und die wissenschaftlichen Daten zu drehen und zu wenden. Was dabei zum Vorschein kommt, sind nicht ihre Ursprünge und Notwendigkeiten, sondern die Zufälligkeit und die kleinen Unstimmigkeiten, Brüche und Risse und alles andere als Unveränderbarkeit. In eben diesem Sinne verstehe ich auch Adornos Begriff von Deutung als die Aufgabe von Philosophie: dabei geht es nicht um die Interpretation, das Aufdecken, die Enthüllung eines verborgenen Sinns. Vielmehr ähnelt philosophische Arbeit dem Rätsellösen. Insofern, als Rätsellösen bedeutet, dass die Elemente des Rätsels experimentell in Beziehung gebracht werden – nicht um eine wahre Bedeutung oder die Lösung des Rätsels, zu erfragen, sondern um erkennen zu müssen, dass das Rätsel sich selbst aufhebt und die Frage verschwindet.

Adorno gibt als Beispiel die Frage um die Warenform: Die Analyse von Marx kann uns den Produktionsprozess erklären und Wert und Tauschwert – was dabei aber zum Vorschein käme, ist, dass es hier um gesellschaftlich und geschichtlich gewachsene Prozesse geht. Die Frage „Was ist die Warenform-an-sich?“ zeigt sich als vollkommen gegenstandslos. Eine solche Wissenschaft ist materialistisch. Sie geht empirisch von den Dingen aus und leitet daraus Theorie ab. Aber sie geht von den Dingen als gewachsene und gewordene aus. Und auch wenn es – folgen wir dem Nihilisten Nietzsche – keinen Sinn hat, den Ursprung, das Ding-an-sich, zu suchen, so ist es doch möglich, die Herrschafts- und Machtstrukturen zu analysieren, die dazu geführt haben, dass sie so und nicht anders geworden sind. Erkenntnis ist somit immer zugleich auch Kritik. „Die Deutung der vorgefundenen Wirklichkeit und ihre Aufhebung sind aufeinander bezogen.“ (Adorno 1990: 338)

Empirische Forschung nun muss eben das leisten können: Die empirisch vorfindbare Welt zu analysieren, bedeutet gleichzeitig, zu zeigen, wie willkürlich sie ist. Und quantitative Forschung eignet sich dazu ebenso gut wie qualitative. Über die eigenen Voraussetzungen reflektieren, heißt für mich also genau das: Die Theorien an der empirischen Wirklichkeit prüfen, die aber leider so widersprüchlich ist, dass es schwer (oder sogar unmöglich?) scheint, etwas konkretes „Wissenschaftliches“ in der Hand zu haben. Das führt m.E. aber nicht zu einer relativistischen Perspektive! Vielmehr geht es darum, die Widersprüche ernst zu  nehmen und sich zu fragen, warum und woher sie auftauchen.

Umfragen etwa sind ein gutes Beispiel, bei dem sich die Frage stellt, wie glaubhaft Antworten auf einen standardisierten Fragebogen sind. Klingen doch Antworten in einem persönlichen Gespräch oder einem qualitativen Interview oftmals ganz anders.  Abgesehen davon, wie Fragen gestellt werden, gehen standardisierte Fragebögen davon aus, dass die Antwort so stimmt, wie sie gesagt wird, dass bestimmte Sätze in Kategorien eingeteilt werden können. Die Antwortenden sind in der Rolle der Passiven. Und aus dieser Rolle der Passiven, der Regierten, kommen auch die Antworten. Oder die Wahlentscheidung bei demokratischen Wahlen. Hinter der Art, den Fragebogen zu erstellen, zeigt sich eine bestimmte Theorie über die Realität der Welt, der Kategorien und der Menschen.

Man kann sich über die Rolle der Politikwissenschaft streiten. Wenn sie aber eine andere sein soll, als die von Politikberatung oder Forschung am Markt der Wählerströme, muss sie sich über die Voraussetzungen ihres Wissens im Klaren sein. Wer Otto/ Frieda NormalverbraucherIn leid ist, sollte an die Abschaffung der Standardnormalverteilung denken. Dass Menschen in sozialwissenschaftlichen Fragebögen und Nationalstaaten in der Internationalen Politik als konsistente AkteurInnen behandelt werden, ist auch eher eine Notlösung. Empirische Daten, mit all ihren Ungereimtheiten, sollten ernst genommen werden. Das heißt, es sollte spielerischer mit ihnen umgegangen werden.

 

Literatur
Nietzsche, Friedrich (1999): Menschliches, Allzumenschliches. Kritische Studienausgabe Bd. 2, München
Adorno, Theodor (1990): Die Aktualität der Philosophie. Gesammelte Schriften Bd. 1, Philosophische Frühschriften, Frankfurt/M.
Flick, Uwe et. al. (Hg.) (1995): Handbuch Qualitative Sozialforschung, Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. Weinheim

 

Autorin: Therese Fuchs

Erschienen in Politix (29/2011)

Danermark / Ekström / et al. (2001) "Explaining Society: An Introduction to Critical Realism in the Social Sciences"

„Explaining Society is a clear, jargon-free introduction to the practice and theory of critical realism in the social sciences. This is the first ever book to comprehensively present critical realism and its methodological implications for social science. The authors argue for an ontology where a social reality exists independently of the knowledge of social scientists – where it is not immediately given and empirically accessible, but where it is always conceptually mediated. The book emphasises the importance of concept formation, and suggests techniques for this in the social sciences: methodological principles are presented as a part of a practical model for an explanatory social science. In order to relate theory and empirical observations, the authors stress developing and applying abstract theories of social structures and mechanisms. The book reveals that the question is not what type of method is best, but rather what different methods can do, and how can they be combined. This book will be immensely valuable for students and researchers in social science, sociology and philosophy in that it connects methodology, theory and empirical research. It provides an innovative picture of what society and social science is, with methods used to study and explain social phenomena.“ (Quelle: s.u.)

  • Danermark / Ekström / Jakobsen / Karlsson (2001) „Explaining Society: An Introduction to Critical Realism in the Social Sciences“, London/New York: Routledge

2011/12 Lesekreis: Kritische Erkenntnistheorie

  • Schnädelbach, Herbert (2002). Erkenntnistheorie zur Einführung, Hamburg: Junius. 7-30.
  • Kant, Immanuel (1787): Der transzendentalen Doktrin der Urteilskraft (Analytik der Grundsätze). Drittes Hauptstück. Von dem Grunde der Unterscheidung aller Gegenstände überhaupt im Phaenomena und Nomena.+ Anhang. Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe durch die Verwechslung des empirischen Verstandesgebrauchs mit dem Transzendentalen. In: ders.: Kritik der reinen Vernunft. Leipzig: Inselverlag. S.232-269.
  • Iber, Christian (2000). Was will Hegel eigentlich mit seiner Wissenschaft der Logik? Kleine Einführung in Hegels Logik, in: Andreas Arndt, Christian Iber (Hg.) (2000). Hegels Seinslogik. Interpretation und Perspektiven, Berlin: Akademie Verlag. 13-32. (+ (1812): Vorrede zur Wissenschaft der Logik. Das Sein. Hamburg: Felix Meiner Verlag. + Leseprobe)
  • Nietzsche, Friedrich (ca. 1870): Socrates und die Tragödie. Vortrag.
  • Popper, Karl (1960). Erkenntnis ohne Autorität, in: David Miller (Hg.) (1995). Karl Popper Lesebuch, Tübingen:Mohr. 26-39.
  • Horkheimer, Max (1937). Traditionelle und kritische Theorie. Ausgabe Unbekannt. http://lesekreis.blogsport.de/images/MaxHorkheimerTraditionelleundkritischeTheorie.pdf
  • Furlong, Paul/Marsh, David (2011). A Skin Not a Sweater: Ontology and Epistemology in Political Science, in: David Marsh, Gerry Stoker (Hg.) (2011). Theory and Methods in Political Science, Basingstoke:Palgrave Macmillan.
  • Laclau, Ernesto/Bhaskar, Roy (1998). Discourse Theory vs Critical Realism, in: Alethia 1.2. 9-14.
  • Singer, Mona (2005). Geteilte Wahrheit. Feministische Epistomologie, Wissenssoziologie und Cultural Studies (Kap. 1.2, 1.3, 3.3), Wien:Löcker. 15-60, 95-139.
  • Haraway, J. Donna (1991). A Cyborg Manifesto: Science, Technology, and Socialist-Feminism in the Late Twentieth Century, in: dies.: Simians, Cyborgs, and Women, New York: Routledge. 149-181;
  • Haraway, J. Donna (1991). Situated Knowledges: The Science Question in Feminism and the Privilegue of Partial Perspective, in: dies.: Simians, Cyborgs, and Women, New York: Routledge. 183-201.
  • Barad, Karen (2003). Posthumanist Performativity: Toward an Understanding of How Matter Comes to Matter, in: Signs: Journal of Women in Culture and Society, vol. 28, no. 3. 801-831.

Wissenschaftliches Arbeiten und politische Praxis

Dieses Kurzreferat wurde im Rahmen der Veranstaltungsreihe theorie:laden am 30.5.2011 in Wien gehalten.

Mehr Informationen zur Veranstaltungsreihe theorie:laden

 

Motivation

  • Frage: Hängt meine Vorliebe für bestimmte Theorien auch mit meiner Praxis zusammen und umgekehrt?
  • Der Versuch Vorurteile zwischen Wissenschaft und politischer Praxis abbauen

Die folgenden Ausführengen entstanden aus einem sozialwissenschaftlichen Hintergrund, inwiefern sie auf andere Wissenschaften zutreffen könnte man diskutieren.

Das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik wird bestimmt dadurch wie einzelnen Elemente definiert werden.
Je nachdem wie man Wissenschaft konzipiert ist auch das Verhältnis zur politischer Praxis eine andere

Zwei (überzeichnete) Konzeptionen von Wissenschaft lassen sich feststellen.

I. „Positivistisch-Empiristische“ (Mainstream) Konzeption

Alles ist durch Wissenschaft Erkennbar, Wissenschaft kann wertfrei sein
Wissenschaft schafft Fakten, Tatsachen.
Definition von Politik in diesem Kontext: Politik als Problemlösung, Wissenschaft als Beratung die Anleitungen geben kann, Entscheidungen treffen

II. „Relativistische“ Konzeption

Wirklichkeit ist nicht erkennbar, alles Wissen ist subjektiv und damit gleichwertig
Wissen(schaft) als Macht/Unterdrückung
Keine/kaum Trennung von Wissenschaft und Politik

 

Gegen die Unzulänglichkeiten dieser beiden Konzeptionen nun ein paar Elemente einer möglichen dritten Konzeption

III. „kritisch-realistisch/emanzipatorisch“(?) Konzeption


1. Abstraktion/Konzepte
Abstraktes Denken Kernmerkmal von Wissenschaft
Das bedeutet aber nicht, dass Wissenschaft damit „abgehoben“ oder weg von „der Realität“ ist
Denn: Wir haben immer Konzepte/Theorien der Realität. Was macht aber die Besonderheit wissenschaftlicher Konzepte/Theorien aus?
Ich würde sagen das Zielen auf Mechanismen/Strukturen, jenseits des Alltagverstandes
(Anmerkung: was wären andere Konzeptionen von Theorien in der Wissenschaft, zB der obigen zwei Modelle: widerspruchsfrei, widerlegbar, …?)

2. Strukturen
Wir können die Welt nicht einfach nur durch unser Handeln ändern. Es gibt Strukturen/Mechanismen die wir erkennen müssen. Das ist Aufgabe der Wissenschaft.
Soziale Strukturen sind nicht bewusst und intentional, es gilt sie zu erkennen und gegebenfalls zu ändern
Bsp.: Zusammenhang Bildung/Karriere und soziale Herkunft (Was bestimmt darüber welche Leute auf die Uni gehen, in gewisse Jobs kommen, etc.?)
Erklärungen könnten sein und sind/waren ja auch: Sexistisch (Männer sind klüger), rassistisch, elitistisch, biologistisch
=> stattdessen lässt sich sozialwissenschaftlich die Bedeutung der sozialen Herkunft (Klasse, Geschlecht, Ethnie) feststellen
d.h. Wissenschaft hat eine implizit kritische Dimension

3. Wissenschaft als soziale Praxis
Wissenschaft ist soziale Praxis => aus dieser Sicht: Probleme aber auch Chancen
Probleme

  • Wissenschaft hilft Status Quo aufrechterhalten
    Kann Unterdrückungsmechanismus sein, Wissenschaft als Herrschaftstechnologie, Technik/Naturwissenschaften (Man denke nur an eine Demo, mit welchen auch wissenschaftlichen produzierten Mitteln einem da die Polizei gegenübersteht, der gesamte Überwachungskomplex ) bis zu Sozialwissenschaft (um soziale Ungleichheit rechtfertigen, im Bereich der psychosozialen „Gesundheit“ die Zurichtung von Menschen für den Arbeitsmarkt)
  • Wissenschaft kann sozialen Ausschluss bewirken
    Andere Formen des Wissens werden nicht ernst genommen, nicht wahrgenommen
    Ausschluss von Personen (zB Frauen) und Inhalten

Diese Probleme, auf die besonders die zweite Konzeption hinweist muss man sich bewusst machen.
ABER auch einen gewissen Anspruch wahren: weniger richtige Theorien können erkannt und zurückgewiesen werden (Bsp. Bildung und soziale Herkunft), ansonsten verfällt man in Relativismus und beraubt sich die Möglichkeit der (Herrschafts)kritik

4. Keine Vorhersagen, keine Anleitung
Wissenschaft bringt keine Handlungsanleitungen hervor
Die Entscheidungen was getan werden soll ist wissenschaftlich nicht endgültig entscheibar, muss anders getroffen werden (Bereich der Ethik, Demokratie, Politik)
ABER: Wissenschaft ist relevant (nicht „realitäts/praxisfern“) sollte in Entscheidungen einbezogen werden

Schluss: Wissenschaft und politische Praxis
Wie können nun kleine politische Gruppen, Bewegungen mit Wissenschaft, wissenschaftlichen Erkenntnissen umgehen?
Man sollte nicht einfach auf wissenschaftl. Wissen zurückgreifen wenns grad für die eigene Position passt, sondern wissenschaft kritisch als spezifische Form des Wissens betrachten.
Wissenschaft

  • Kann einen anderen, reflektierten Blick aufs eigene Handeln werfen (zB über Seminar-, Diplomarbeiten) => Gefahren?
  • Kann helfen gewisse Mechanismen, Strukturen zu erkennen
  • Kann aber kein Totschlag-Argument sein, dass anderes Wissen einfach verdrängt. Wissenschaftliches Wissen ist ein spezifisches Wissen mit Stärken und Schwächen. Hat aber in gewisser Weise (wenn es um Strukturen, Mechanismen geht) eine privilegierte Positition

Martin Bartenberger

Empfohlene Literatur

Andrew Sayer – Method in Social Science.
Berth Danermark u.a. – Explaining Society. An Introduction to Critical Realism in Social Science.
Max Horkheimer – Traditionelle und kritische Theorie.

Links: Critical Realism

Useful links on Critical Realism. If you don’t know what Critical Realism is all about maybe you want to start here:

 

The Web Site for Critical Realism
Many papers, interviews and old issues of the Journal of Critical Realism are online here. Plus a Critical Realism Glossary (unfortunately the server sometimes isn’t working, if so try again after a couple of minutes)

Critical Realism Wiki
Up-to-date wiki with many links and resources.

The Critical Realism in Action Group
The Critical Realism in Action Group (CRAG) tries to re-assess the value of Critical Realism to social science inquiry, with particular reference to how it can inform concrete empirical study.

International Association for Critical Realism
Blog of the International Association for Critical Realism (IACR) with the latest news about Critical Realism.

The Critical Realism Network
A blog aggregator collecting the posts of various critical realists.

The Journal of Critical Realism
The main journal on Critical Realism.

Hay, Colin (2002) "Political Analysis: A Critical Introduction"

This book is probably the best introduction to political science available. It’s a profound yet readable introduction to some of the fundamental questions of political analysis.

The author Colin Hay, currently Professor at the University of Sheffield, develops a critical approach to political science that’s based on a critical-realistic foundation.

The book covers a broad range of topics: It starts with a general introduction to the field of political science and international relationship and its different theories and „schools“. The second chapter deals with the question „What’s Political about Political Science?“ and the importance of ontology and epistemology. The other chapters are concise summaries of some of the most important meta-questions of social and political science: structure and agency, explaining social/political change, concepts of power, the roles of ideas and the challenge of postmodernism.

The book is not a step-by-step introduction to political analysis as a method but an attempt to raise the awareness for some fundamental questions of social science in general. It argues for the need of a critical political analysis that takes into account all these questions.

 

Contents


What’s Political about Political Science?
Beyond Structure versus Agency: Context versus Conduct
Continuity and Discontinuity in the Analysis of Political Change
Divided by a Common Language? Conceptualising Power
The Discursive and the Ideational in Contemporary Political Analysis: Beyond Materialism and Idealism
The Challenge of Postmodernism
Conclusion: Critical-Political-Analytical

 

Colin Hay (2002): Political Analysis. A Critical Introduction
314 pages
Publisher: Palgrave Macmillan

Download first chapter:

Kommentierte Literaturliste zur Kritik der politischen Ökonomie

Ausführliche Literaturliste von Michael Heinrich zur Marxschen Kritik der politischen Ökonomie.

Sie beginnt mit Marx‘ Schriften selbst und stellt daran anschließend die verschiedenen Lesarten des 20. Jahrhunderts vor.

Umfasst bis 1998 erschienene Literatur, veröffentlicht 1999 im mittlerweile vergriffenen Buch „Kapital.doc“.

 

Ab 1998
Eine aktuelle Auswahl der Neuerscheinungenzur Kritik der politischen Ökonomie ab 1998 bietet Michael Heinrich unter

Literaturliste zur Hegemonietheorie von Antonio Gramsci

Die folgende Literaturliste zu Antonio Gramsci und seiner Hegemonietheorie ist selbstverständlich nicht vollständig, dazu ist die Literatur zum Thema längst viel zu umfangreich und unüberschaubar. Vielmehr haben wir uns bemüht neben den wichtigsten Werken auch einige „Geheimtipps“ vorzustellen.

Bei Anmerkungen und Ergänzungen bitte einfach ein Mail ans Theoriebüro schicken. Siehe Kontakt.


 

 

Gefängnishefte

Gramsci, Antonio (1991ff). Gefängnishefte, Bd. 1-10, hgg. v. K. Bochmann, W.F.Haug u.a., Berlin/Hamburg.

Die definitive weil komplette Ausgabe der Gefängnishefte, unentbehrlich für das Verständnis der Hegemonietheorie.

Der erste Band enthält eine Einleitung von Valentino Gerratana (Herausgeber der italienischen Ausgabe) sowie ein Vorwort vom Mitherausgeber der deutschen Ausgabe Wolfgang Fritz Haug. Extrem hilfreich ist der zehnte Band der als Index-Band die Orientierung in den Gefängnisheften deutlich erleichtert.

Leider ist diese zehnbändige Ausgabe nicht ganz billig, sollte sich aber in jeder guten (sozialwissenschaftlichen) Bibliothek finden.

 

 

Gramsci-Einführung I

Neubert, Harald (2001). Antonio Gramsci: Hegemonie – Zivilgesellschaft – Partei. Eine Einführung, Hamburg.

Kleine Einführung zu Antonio Gramsci mit Schwerpunkt auf seine Schriften zu Hegemonie, Zivilgesellschaft und Partei. Nicht aufregend aber als erster Einstieg ganz gut geeignet.

 

 

Gramsci Einführung II

Anderson, Perry (1979). Antonio Gramsci. Eine kritische Würdigung, Berlin.

Anspruchsvollere, weil kritischere Einführung zu Gramsci. Zeichnet gut die Verwendung des Hegemoniebegriffs in der Linken vor Gramsci nach und beeinhaltet einige innovative, kritische Einsichten zu seiner Hegemonietheorie. Leider vergriffen aber antiquarisch oder in Bibliotheken noch verfügbar.

 

 

Zu den Begriffen – Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus.

Haug, Wolfgang Fritz (Hg.) (1994ff). Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus, Hamburg.

Im historisch-kritischen Wörterbuch (herausgegeben von Wolfgang Fritz Haug) finden sich zahlreiche Einträge zu Begriffen aus Gramscis Hegemonietheorie. Darunter fallen nicht nur der Kernbegriff „Hegemonie“, sondern auch „Alltagsverstand“, „Intellektuelle“ oder „Gramscismus“. Leider sind noch nicht alle Bände erschienen (momentan steht man erst bei dem marxistisch überaus bedeutsamen Buchstaben K), soweit möglich sollte man aber auf die Einträge zurückgreifen um ein tieferes Verständnis der Hegemonietheorie zu gewinnen.

 

 

Zur Einbettung – Westlicher Marxismus

Anderson, Perry (1978). Über den westlichen Marxismus, Frankfurt am Main.

Dieser kleine Klassiker, ebenfalls von Perry Anderson, eignet sich hervorragend um Gramscis Denken in den zeitgenössischen Kontext zu stellen. Anderson entwickelt in dem Buch eine Charakterisierung des westlichen Marxismus, unter den er auch Gramsci fasst. Ob diese Zuschreibung passend ist mag jedeR selbst entscheiden, auf jeden Fall ist das Büchlein absolut lesenswert.

 

 

Mit Gramsci arbeiten

Merkens, Andreas/Rego Diaz, Victor (Hg.)(2007). Mit Gramsci arbeiten. Texte zur politisch-praktischen Aneignung Antonio Gramscis, Hamburg.

Der beste Startpunkt für alle die mit Gramscis Hegemonietheorien arbeiten wollen ist zweifellos dieser Sammelband. Zahlreiche Aufsätze nähern sich der Theorie von unterschiedlichen Seiten und durchaus auch kritisch. Was man sich aber nicht von diesem Buch erwarten sollte sind aber: fertige Rezepte. Dafür hilfreiche Anregungen die beim eigenen Arbeiten mit Gramscis Hegemonietheorie weiterhelfen.

 

 

Gramsci zu Erziehung und Bildung

Merkens, Andreas (2004). Erziehung und Bildung im Denken Antonio Gramscis. Eckpunkte einer intellektuellen und politischen Praxis, in: ders. (Hg.): Antonio Gramsci. Erziehung und Bildung. Gramsci Reader, Hamburg, 6-46.

Wer zur Bedeutung von Erziehung und Bildung bei Gramsci arbeiten möchte ist mit diesem Band gut bedient. Er besteht aus einer ausführlichen Einleitung sowie allen wichtigen Textstellen aus den Gefängnisheften zu dem Thema.

 

Weitere Texte zur Hegemonietheorie und Antonio Gramsci

Anmerkung: Viele dieser Texte sind – den Zugang vorausgesetzt – über oder sonstige elektronischen Zeitschriftenkataloge verfügbar.


Buttigieg, Joseph A. (1986). The Legacy of Antonio Gramsci, in: boundary 2, Vol. 14, No. 3, 1-17.

 

Buttigieg, Joseph A. (1990). Gramsci`s Method, in: boundary 2, Vol. 17, No. 2, 60-81.

 

Bates, Thomas R. (1975). Gramsci and the theory of hegemony, in: Journal of the History of Ideas, Vol. 36, No. 2, 351-366.

 

Hawley, James. P (1980). Antonio Gramsci`s marxism: Class, state and work, in: Social Problems, Vol. 27, No. 5, 584-600.

 

Jacobitti, Eduard E. (1980). Hegemony before Gramsci: The Case of Benedetto Croce, in: The Journal of Modern History, Vol. 52, No. 1, 66-84.

 

Landy, Marcia (1986). Culture and Politics in the Work of Antonio Gramsci, in: boundary 2, Vol. 14, No. 3, 49-70.

 

Morera, Esteve (1990). Gramsci and Democracy, in: Canadian Journal of Political Science/Revue canadienne de science politique, Vol. 23, No. 1, 23-37.

 

Nun, José (1986). Elements for a Theory of Democracy: Gramsci and Common Sense, in: boundary 2, Vol. 14, No. 3, 197-229.

 

Salamini, Leonardo (1975). The Specificity of Marxist Sociology in Gramsci`s Theory, in: The Sociological Quarterly, Vol. 16, No. 1, 65-86.

 

Zusammenstellung: Martin Bartenberger
Stand: 2010