Robert Kurz legt mit seinem posthum erschienen Werk „Geld ohne Wert“ programmatische „Grundrisse zu einer Transformation der Kritik der Politischen Ökonomie“ vor, die in vieler Hinsicht von Interesse sind. Einerseits für all jene, die sich einer fetischkritischen Marxlektüre im weiteren und der wertabspaltungskritischen Theoriebildung im engeren Sinne verpflichtet fühlen. Ihnen wird eine Aufarbeitung zahlreicher theoretischer Desiderate geboten, die im Kontext der breitenwirksameren Publizistik Kurz‘ bzw. von kürzeren, themenspezifischen Artikeln nicht möglich war. Zentrale Diskussionspunkte sind etwa das Verhältnis zur neuen Marxlektüre, die Substanzproblematik im Kontext der Krisentheorie, der „realabstrakte“ Charakter des Geldes und die ihn umgebenden Mystifkationen und nicht zuletzt auch die Neukartierung des Verhältnisses von „logischer“ und „historischer“ Lesart des Kapitals vor dem Hintergrund der wertabspaltungskritischen Theoriebildung. Doch auch all jene, die nicht unmittelbar mit der wertabspaltungskritischen Tradition sympathisieren, finden in „Geld ohne Wert“ zahlreiche innovative Verhandlungen bekannter und umstrittener Topoi der Kritik der Politischen Ökonomie, wie etwa dem Problem der „Produktion des relativen Mehrwerts“, des „tendenziellen Falls der Profitrate“, der Relevanz einer Geldware für das Funktionieren des Kapitalismus und dem Status der Marxschen Krisentheorie. Zu guter Letzt wird eine streitbare, aber in vieler Hinsicht Stoff für Diskussionen bietende, geschichtsphilosophische These über den Status und die Genese „vormoderner Fetischverhältnisse“ und der Rolle des Geldes in ihnen (weiter-)entwickelt. Auch wenn jene Passagen wohl teils unabhängig von der Kritik der Politischen Ökonomie (des Kapitalismus) gelesen werden können, wird sich an vielen Stellen die struktive Bedeutung der Untersuchung vormoderner Sachverhalte für das Verständnis des herrschenden Systems erweisen und in dieser spezifischen Art der nicht mehr rein „ökonomisch“ fassbare Gehalt ökonomiekritischer Überlegungen im Kontext einer breiteren Gesellschaftskritik erschlossen werden.
Diese und viele weitere Punkte sollen im Lesekreis intensiv an Hand des Textmaterials diskutiert werden. Das Format zielt auf ein bereits versiertes Publikum ab, dem die Grundbegriffe der Kritik der Politischen Ökonomie nicht neu sind. Methodisch wird (abgesehen von der Lektüre der jeweils ausgemachten Textabschnitte) ein modus operandi angestrebt, bei dem jeweils einE TeilnehmerIn den für die Einheit gelesenen Teil umfassender aufbereitet und im Falle einer stockenden oder themenfremden Diskussionsentwicklung leitenden eingreift. Unabhängig von der Frequenz (einwöchig, zweiwöchig), die noch zu vereinbaren ist, sollten alle Beteiligten ein möglichst klares Commitment zur Teilnahme an den Tage legen, da eine kontinuierliche Bearbeitung gerade angesichts der anspruchsvollen Materie besonders geboten erscheint.
Wann? jeden zweiten Montag, 1900h. Erster Termin am 8.10. 2012 (next: 22.10.)
Wo? Theoriebüro. Pfeilgasse 33, 1080 Wien (Durchgang „Schenke“)